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Versunken

Das verschwundene Dorf Romau, gleich hinter der Grenze bei Reingers, ist für historisch interessierte Spurensucher ein veritabler Leckerbissen. Vor allem zu Zeiten, in denen die Vegetation nicht oder noch nicht allzu üppig ist (also im Herbst oder Frühjahr) rentiert sich ein Ausflug mit dem Rad oder auf Schusters Rappen in diesen Teil des Naturparks "Tschechisches Kanada" allemal.

Wer weiß, wo er suchen muss oder einen ortskundigen Einheimischen als Führer gewinnen kann, der entdeckt dort neben Grundmauern, Kelleröffnungen oder Brunnenschächten eventuell auch das eine oder andere Utensil, das bei der gewaltsamen Räumung des Dorfes am 28. Mai 1945 einfach liegengeblieben ist. 1948 wurden die Gebäude des Ortes dann endgültig abgetragen, sodass von dem an jener Stelle seit dem 14. Jahrhundert existierenden Straßendorf eben nur für Eingeweihte Sichtbares übrig geblieben ist.

Am besten erkennbar ist die Lage der Kapelle - die dem Heiligen Nepomuk geweiht war -, da ihr Umriss mit Bruchsteinen der ehemaligen Romauer Häuser deutlich gemacht wurde (siehe Bild). Dort finden alljährlich auch Gedenkfeiern für die Opfer der eingangs erwähnten Vertreibung statt. Als Romau nämlich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wieder an die Tschechoslowakei fiel, wurden die (durchwegs deutschsprachigen) Bewohnerinnen und Bewohner über die Grenze nach Österreich vertrieben. Wie im Beneš-Dekret 108 vorgesehen, konfiszierte der tschechoslowakische Staat das Vermögen der Bevölkerung sowie das öffentliche und kirchliche Eigentum in den deutschsprachigen Gebieten. Anschließend wurde eine erneute Besiedelung durch die bereits erwähnte Abtragung der Gebäude und eine massive Aufforstung des Dorfes und der umliegenden landschaftlichen Flächen unmöglich gemacht.

Wer einen Eindruck von Romau im Jahre 1945 erhalten möchte, dem sei folgende digitale Rekonstruktion des mittlerweile fast verschwundenen Ortes ans Herz gelegt. Vielleicht ist dieser kurze Film ja der Anstoß für einen schönen und gleichzeitig besinnlichen Ausflug in das wildromantische Gebiet gleich hinter der (mittlerweile problemlos passierbaren) tschechischen Staatsgrenze.

Viel Spaß damit!

Für alle, die sich mit dem Thema näher auseinandersetzen wollen, empfehle ich auch die Lektüre des 36. Kapitels meines Buches "Nordwandern", in dem ich noch mehr Information zu Romau, den damaligen Geschehnissen und damit in Zusammenhang stehenden Sehenswürdigkeiten zusammengetragen habe.