Wenn man in einer Gegend wohnt, in der andere Urlaub machen, dann kann es unter Umständen irgendwann passieren, dass man diese nicht mehr so zu schätzen und zu nutzen weiß, wie dies vielleicht noch vor einiger Zeit der Fall gewesen sein mag. Die Einladung, doch wieder einmal gemeinsam eine Runde durch heimatliche Wälder zu drehen, sollte man in so einem Fall natürlich annehmen - und das aus zwei Gründen:
Erstens, weil man zu zweit motivierter ist, etwas zu tun, von dem man weiß, dass man es der körperlichen Ertüchtigung und der geistigen Erfrischung zuliebe eigentlich tun sollte, und zweitens, weil die letzte gemeinsame Wanderung einerseits lange her ist und andererseits wirklich schön war. Ja, auch wenn am Tag darauf der erste Lockdown ausgerufen wurde. Aber das hatte ja schließlich nichts mit uns Wander*innen zu tun. Denke ich halt.
So trafen sich die Planerin der Wanderstrecke und meine Wenigkeit um acht Uhr an einem (noch) hochnebeligen Samstagmorgen in Litschau. Unser Ziel war klar: Wir wollten den allernördlichsten Zipfel der Alpenrepublik in Form einer etwas mehr als dreißig Kilometer langen Wanderrunde unter die Schuhsohlen nehmen. Bald hatten wir das Ortsgebiet hinter uns gelassen und den Kufsteinteich (der eigentlich Kuefsteinteich heißen müsste, aber ich muss nicht immer klugsch...) erreicht, an welchem vorbei wir gen Schlag stapften. Waberten über das eben erwähnte Gewässer noch zarte Nebelschleier, so klarte das Wetter von Schritt zu Schritt auf und ein strahlender Novembertag begrüßte uns.
Apropos Schritt: Wie bereits im vergangenen März, legte meine Wanderpartnerin eine recht flotte Sohle aufs waldige Parkett - und das ganz ohne Musik. Hatten wir letztes Mal etwa sechzig Kilometer Wegstrecke geplant, so war diesmal nur etwas mehr als die Hälfte zurückzulegen. Daher passte ich mich an. Schließlich bin ich extrem konfrontationsscheu.
Im Stechschritt marschierten wir also durch eine Landschaft, die durchaus dem Fieberwahn eines Verantwortlichen der Waldviertelwerbung entsprungen sein konnte. Schön. Krankhaft schön.
Trotz der durchaus sportlichen Geschwindigkeit plauderten wir munter drauflos: Berufliches, Sportliches, Gesundheitliches, Tratsch, Klatsch, all das kann man beim Wandern besprechen. Bei gemeinsamen Tauchgängen ist so etwas deutlich schwieriger. Wieder ein Grund, warum ich lieber wandere als tauche. Ich entschuldige mich hiermit hochoffiziell bei allen begeisterten Taucher*innen.
Zwischenzeitlich malte der Herbst unbeeindruckt durch unsere Anwesenheit weiter an seinem Landschaftsbild, das ich in unregelmäßigen Abständen mit dem Handy ablichtete. Immerhin möchte man die Impressionen eines solchen Strahletages auch fürderhin betrachten können. Ich sammle nämlich weniger gern Dinge als Erinnerungen - und Fotos helfen bei der cerebralen Katalogisierung derselben recht gut.
Auch wenn die App, mit Hilfe derer die Runde geplant worden war, zeitweise weniger idyllische Wegabschnitte vorsah, so war es uns als Einheimischen ja durchaus möglich, diese durch selbstständiges Denken und ebensolches Orientieren zu verbessern.
Das Ergebnis war eine wirklich wunderschöne Wanderung, ein Hybrid aus künstlicher und menschlicher Planung - und letztlich ein sehr, sehr flotter Marsch durch ein Waldviertel wie man es sich waldviertlerischer nicht mehr vorstellen kann.
Wer einmal in der Gegend ist und die Tour nachgehen möchte, für den platziere ich ganz am Schluss dieser Seite das einzige nicht mir, sondern meiner kongenialen Wanderpartnerin gehörige Bildwerk, eine Übersichtskarte der Route, aus der übrigens auch hervorgeht, dass wir wirklich schnellen Schrittes unterwegs waren.
Ja, ich weiß, ich wiederhole mich.
Immerhin soll ja hängenbleiben, dass Wandern durchaus auch als Sport gelten kann.
Entweder, weil man die Streckenlänge oder aber die Marschgeschwindigkeit fordernd wählt.
Oder halt beides. :-)